Im Skigebiet wohnen und arbeiten, ist für viele Skifahrer ein Traum. Zum Beispiel als Skilehrer, als Hotelbetreiber oder im Service auf der Skihütte. Das Problem ist nur, dass dann die Arbeitszeiten mit den Öffnungszeiten des Skigebiets kollidieren. Das bedeutet, dass für das Skifahren kaum mehr Zeit bleibt, als an den freien Tagen. Anders sieht das im Beruf des Pistenraupenfahrers aus. Der arbeitet nachts mit schwerem Gerät und hat tagsüber oft frei. Doch wie wird man eigentlich Pistenraupenfahrer und wie sieht der Alltag tatsächlich aus? Snowplaza verrät dir alles, was du über den Beruf wissen möchtest.
Pistenbullyfahrer leben mit ihrem Beruf einen Traum
Pistenraupenfahrer steuern schwere Gerätschaften. Die großen Pistenbullys haben bis zu 530 PS. Um damit die perfekten Pisten präparieren zu können, gehört einiges an Erfahrung und ein Gespür für die verschiedenen Schneebedingungen dazu. Die meisten Pistenraupenfahrer leben mit ihrem Beruf einen Traum. Oft kamen sie schon als Kinder mit den Präparierungsmaschinen in Berührung. Zum Beispiel, weil ein Verwandter oder Nachbar den Nachwuchs immer mal wieder mit auf Tour genommen hat. Das vorherige Erlernen eines technischen oder handwerklichen Berufs ist aber sicher kein Nachteil.
Wie wird man zum Helden der Nacht?
In den meisten Skigebieten braucht es keine speziellen Voraussetzungen, um eine Pistenraupe zu fahren. Es gibt auch keinen Ausbildungsberuf in diesem Bereich. Einzig der Besitz eines gültigen Führerscheins ist notwendig und technische Kenntnisse sind, genauso wie handwerkliches Geschick, von Vorteil. Einzig in der Schweiz wird die Fahrlizenz eines LKWs benötigt. Um jedoch alleine eine Pistenraupe bewegen zu dürfen, folgt zuerst eine Einleitung durch einen erfahrenen Fahrer. Der nimmt einen mit auf Tour, erklärt, worauf es ankommt, wie die verschiedenen Gelände zu befahren sind und auf welche Sicherheitsaspekte es zu achten gilt. Zum Beispiel seilen sich Pistenraupen ab einer gewissen Steigung an. Als Fahrer eines Pistenbullys braucht man ein enorm gutes Gefühl für die Großwalze und die Bedingungen auf der Piste und rundherum. Schließlich begeben sich Pistenpfleger in Lebensgefahr, wenn sie bei schlechter Sicht durch Nebel oder Schneefall, die Orientierung verlieren. Kenntnisse über die physikalischen Eigenschaften und das Verhalten der verschiedenen Schneearten sind natürlich von Vorteil. Durch langjährige Erfahrung, Fort- und Weiterbildungen werden die Mitarbeiter des Pistenpflegeteams zu Experten auf dem Gebiet der Pistenpräparierung.
Arbeitszeiten von 16:00 bis 1:00 Uhr nachts
Abends, wenn sich WintersportlerInnen in der Sauna entspannen oder beim Après-Ski feiern, beginnt für die Fahrer der Pistenraupen der Arbeitstag. Gegen 16:00 Uhr fahren sie mit der Gondel auf den Berg und überprüfen erst einmal ihr Arbeitsgerät: Hydrauliköl, Tankstand, Kühlflüssigkeit, Motoröl und vieles mehr müssen vor jeder Fahrt kontrolliert werden. Erst danach geht es an die Arbeit im Skigebiet. Dort kümmert sich jeder Pistenraupenfahrer um seinen Bereich. Mit schwerem Gerät rücken sie aus und kümmern sich darum, dass die zerfahrenen Abfahrten wieder glatt und gleichmäßig werden. Hierbei sind Fachwissen, Erfahrung, Ortskenntnis und ein gewisses Maß an Perfektionismus gefragt. Meistens erledigen die Pistenraupenfahrer ihren Dienst in Ruhe. Sie sitzen alleine in der Raupe, hören Radio oder unterhalten sich über Funk mit den Kollegen. An gewöhnlichen Tagen endet der Arbeitstag für die Mitarbeiter der Bergbahnen gegen 23:00 Uhr, aber es kann auch gerne mal 1:00 Uhr werden, wenn der Schnee besonders weich ist und erst noch abgewartet werden muss, bevor mit der Pflege begonnen werden kann.
Weitere Aufgaben der Bergbahnmitarbeiter
Bevor es mit der großen Schneewalze auf die Piste geht, werden alle Abfahrten von den Pistenarbeitern noch einmal kontrolliert. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen können verbliebene Skifahrer eingesammelt werden, während sich die Bullyfahrer zeitgleich einen Überblick über den Zustand der Pisten verschaffen und leider auch immer häufiger Müll einsammeln müssen. Aber auch die Mitarbeiter am Lift werkeln um diese Zeit noch, kümmern sich um Wartungsarbeiten und kontrollieren die Gondeln. Das für die künstliche Beschneiung zuständige Personal wirft im Skigebiet schon die Schneekanonen an und im Tal werden, nach ersten Präparationsarbeiten, bereits Pistenraupen mit Lebensmitteln und anderem Hüttenbedarf beladen, um auch die abgelegenste Skihütte zu beliefern.
Schneefall und Tourengeher erschweren die Arbeit
Für die festen und gleichmäßigen Pisten am nächsten Morgen sind nicht nur die Pistenbullys verantwortlich. Das Gefährt entfernt zwar Hügel und präpariert die Abfahrten optimal für den Skibetrieb. Den Rest übernimmt aber der Frost. Wenn es stark schneit, können auch die Pistenraupen die Skipisten abends oft nicht mehr fest bekommen. Das bedeutet dann, dass das Pflegeteam des Skigebiets am nächsten Morgen ab 4:00 Uhr eine Frühschicht einschieben muss. Genauso ärgern sich die Fahrer über die Erfahrung mit Tourengehern. Die steigen über die noch weichen Pisten auf und hinterlassen Spuren, die in der Nacht ebenfalls frieren und für harte Rillen in der Piste sorgen.
Pistenraupen und Wintersportler gehören nicht zusammen auf die Piste
Immer wieder passiert es, dass die Pistenbullys im Skigebiet unterwegs sind und sich, trotz Warnschildern und Blinklichtern, SkifahrerInnen, SnowboarderInnen und auch vermehrt TourengängerInnen auf den Pisten befinden. Sicherlich kann man schon mal die Zeit vergessen, wenn es gerade so gemütlich auf der Hütte ist und leere Pisten sind auch etwas Feines, aber wenn die Großwalzen unterwegs sind, sind die Pisten für jedermann gesperrt, denn es herrscht Lebensgefahr. Das liegt nicht nur daran, dass WintersportlerInnen in der Dunkelheit für den Fahrer der Pistenraupe nicht zu sehen sind. Wenn die Pistenbullys mit ihren Seilwinden eine Skipiste bearbeiten, kann es passieren, dass sich das nicht sichtbare Stahlseil binnen von Sekunden strafft und entweder in die Höhe oder über die Piste schnellt und alles mitnimmt, was im Weg ist. Aus diesen Gründen kann man nur wieder und wieder an die Vernunft aller WintersportlerInnen appellieren, sich an die Schließzeiten der Skigebiete zu halten.
Boliden mit über 500 PS
Die mit Winterdiesel betriebenen, PS-starken Großwalzen sind heutzutage mehr als nur reine Schneeverschieber und mit 12,5 Tonnen keine Leichtgewichte. Sie sind wahre Hightech-Maschinen mit bis zu 530 PS, die, während sie mit 10-15 km/h über die Piste fahren, pro Stunde zwischen 30 und 40 Liter Diesel verbrauchen. Während mit dem Frontschild Unebenheiten auf der Skipiste geglättet und zerkleinert werden, wird mit der Nachlaufanlage die Oberfläche der Pisten gefräst, geglättet und verdichtet. Die modernen Pistenboliden sind mit Winden und bis zu 1.500 Meter langen Stahlseilen ausgestattet, um auch Steilhänge optimal präparieren zu können. So eine Seilwinde kann bis zu 4,5 Tonnen ziehen und gilt als Steighilfe und Abrutschsicherung. Ganz moderne Pistenbullys sind mit einem GPS ausgestattet, um damit zentimetergenau die Schneehöhen um sich herum messen zu können. Diese Daten helfen dabei, den Einsatz der Schneekanonen und die Verräumung des Kunstschnees besser zu planen, und so die Pflege der Skipisten und das Pistenmanagement zu optimieren.
Einmal in der Pistenraupe mitfahren
Wer nicht sicher ist, ob Pistrenraupenfahrer der Traumberuf werden könnte, kann in den Alltag eines Pistenpräparierers hineinschnuppern. Das ist zum Beispiel in der Schweiz in Zermatt oder auch in Grächen, in Österreich bei den Lienzer Bergbahnen, auf dem Hintertuxer Gletscher, am Kaunertaler Gletscher (sogar selbst lenken) oder in der Silvretta Montafon möglich. Über dieses besondere Erlebnis haben wir einen weiteren Blogartikel verfasst, den du hier lesen kannst.