Skifahren im Skiurlaub soll Spaß machen, entspannen und auf gar keinen Fall zu einem Problem werden! Aber egal wie vorsichtig man auf der Skipiste auch ist und sich an alle FIS-Regeln auch halten mag, es kann trotzdem ein Skiunfall passieren. Hat es einmal geknallt, spielt es keine Rolle, ob du direkt beteiligt bist oder einen Crash auf der Piste nur beobachtet hast. Jetzt heißt es einen kühlen Kopf bewahren und handeln! Doch was ist bei einem Skiunfall eigentlich zu tun? Snowplaza gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen für eine erfolgreiche Erste Hilfe bei einem Skiunfall im Skiurlaub.
1. Was tun, wenn mir ein Skiunfall passiert?
Das Erste was du nun tun solltest, wenn du in einem Skiunfall verwickelt bist, ist ruhig bleiben, auch wenn es schwer fällt. Wie fühlst du dich? Hast du irgendwo Schmerzen? Kannst du alle Gliedmaßen bewegen? Brauchst du Hilfe? Ein kurzer Selbst-Check nach dem Skiunfall, um die Orientierung wieder zu erlangen reicht oftmals aus. Bist du dir allerdings nicht sicher, weil du zum Beispiel einige Körperteile nicht mehr spürst, rufe um Hilfe. Denn gerade bei Knochen-, Wirbel- oder Kopfverletzungen kann jede Bewegung fatal sein.
2. Was tun, wenn ich einen Skiunfall beobachtet oder verschuldet habe?
Du wirst Zeuge eines Skiunfalls? Oder du warst zu schnell auf der Piste und hast einen Skiunfall selbst verursacht? Dann heißt es Handeln und nicht einfach Weiterfahren, denn sonst machst du dich strafbar und begehst Fahrerflucht. Sicher als erstes die Unfallstelle, um Folgeunfälle zu verhindern. Stecke dazu verfügbare Skier und Skistöcke in Kreuzform hangaufwärts vor die Verunglückten in den Schnee. Ist der Unfall hinter einer Kurve oder an einer schlecht einsehbaren Pistenstelle passiert, solltest du die Sicherung davor aufstellen. Hole dir Hilfe und spreche vorbei fahrende SkifahrerInnen an.
3. Muss ich erst die Bergrettung anrufen oder Erste Hilfe leisten?
Es heißt, dass sofort nach dem Absichern mit der Ersten Hilfe begonnen werden sollte. Verschaffe dir also einen Überblick über die Verletzungen und den Zustand der Verunfallten. Bringe die Verletzten in eine bequeme Lage, schütze diese vor Unterkühlung und setze dann den Notruf ab. Ist einer der Beteiligten nicht mehr ansprechbar, dann gilt Punkt 10. Seid ihr zu zweit oder mehrere Personen, teilt euch die Aufgaben: Du setzt den Ski-Notruf ab, während weitere Personen mit der Erstversorgung beginnen.
4. Welche ist die Notrufnummer der Bergrettung?
Die Skinationen in Europa haben für die Bergrettung unterschiedliche Rufnummern. Allerdings kannst du im Notfall auch den in Europa geltenden Euronotruf 112 wählen. Mit den nationalen Alpin-Notrufnummern erreichst du die jeweilige Bergrettung direkt:
- in Österreich 140
- in Frankreich 15
- in Italien und Südtirol 118
- in der Schweiz 144
- in Deutschland 112
5. Was muss ich am Telefon der Bergrettung eigentlich sagen?
Bleibe ruhig am Telefon, atme tief durch und konzentriere dich auf das Telefonat. Keine Angst, die Ansprechperson am anderen Telefonende geht mit dir zusammen alle notwendigen Fragen durch. Jede Information ist dabei hilfreich. Denke an die 5 "W-Fragen" als Vorbereitung auf das Gespräch:
- Wo ist der Unfall geschehen? (Genaue Angaben des Unfallortes und Wettersituation)
- Was ist eigentlich genau geschehen? (Beschreibung des Unfalls)
- Wieviele Verletzte gibt es? (Angabe Anzahl der Verletzten)
- Welche Art von Verletzungen können Sie erkennen? (Besonders lebensbedrohende Zustände schildern
- Wer meldet den Unfall? (Angabe des eigenen Namens mit ev. Rückrufmöglichkeit)
6. Wie beschreibe ich meinen Standort?
Merke dir immer die Pistennummer, auf der du gerade unterwegs bist oder den Namen des Liftes, aus dem du gerade ausgestiegen bist. Wenn du den Notruf absetzt, sind das wichtige Informationen für das Rettungsteam, um schnell und ohne langes Suchen den Unfallort zu erreichen. Solltest du diese Infos nicht wissen, konzentriere dich auf die Umgebung. Siehst du Schilder mit Zahlen? Besondere farbliche Markierungen? Oder hast du direkten Blick auf einen markanten Punkt in der Landschaft? Wichtig dabei ist, dass du der Rettungsstelle am Telefon gut zuhörst und die Fragen beantwortest.
7. Was ist, wenn ich kein Guthaben auf dem Handy habe?
Die Nummer des Euronotrufs 112 ist kostenfrei und zudem unabhängig von deinem Anbieter zu erreichen. Hast du kein Netz auf dem Handy, empfiehlt die Bergrettung den Standort zu wechseln und das Handy neu zu starten. Achtung! Anstelle der PIN-Nummer gibst du dann die Euronotruf-Nummer 112 ein. Ist der Notruf erfolgt, entscheidet die Rettungsleitstelle, wie die Bergung vorgenommen wird. Zumeist wird zunächst der Pistenrettungsdienst informiert, der nach Bedarf mit der Rettungsstelle die weiteren Schritte abspricht.
8. Darf ich ein Skiunfallopfer von der Piste bringen?
Ist die Unfallstelle abgesichert und der Notruf abgesetzt, kannst du dich nun den Unfallopfern widmen. Spreche die Unfallopfer an und prüfe Atmung und Puls. Sind die Opfer bei Bewusstsein und reagieren auf deine Ansprache, versuche gemeinsam schwere Verletzungen auszuschließen (sind Zehen und Finger beweglich, kann ein Wirbelbruch in der Regel ausgeschlossen werden). Nur wenn der Verunglückte sich selbstständig bewegen kann, kannst du das Unfallopfer an den Rand der Piste helfen. Der Skifahrer steht vermutlich unter Schock. Also rede ruhig mit ihm und halte ihn warm.
9. Darf ich ein ausgerenktes Gelenk wieder einrenken?
Nein! Diese Antwort fällt für viele Skifahrer vielleicht unerwartet deutlich aus. Aber ein ausgerenktes Gelenk ohne Fachwissen und unmittelbar anschließender Röntgenkontrolle wieder zu “repositionieren”, kann für Verletzte schlimme Folgen haben. Du kannst zum Beispiel hervorstehende Knochenteile absplittern und in das Gelenk bewegen, oder die Knochen ganz einfach in eine falsche Position bringen. Überlasse derartige Eingriffe unbedingt den Profis im Krankenhaus oder dem Pistenrettungsdienst.
10. Was tun, wenn der verletzte Skifahrer nicht mehr atmet?
Das Deutsche Rote Kreuz gibt klare Anweisungen, wie in einer Notsituation zu handeln ist. Ist der Verunglückte bewusstlos aber atmet, bringst du ihn in eine stabile Seitenlage und schützt ihn vor Unterkühlung. Sie sollten auf keinen Fall versuchen, den Skifahrer vom Unfallort wegzubewegen. Anschließend setzt du sofort den Notruf ab. Atmet der Verunglückte aber nicht mehr, solltest du erst den Notruf absetzen und dann unverzüglich mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Da die Wiederbelebungs-Maßnahmen sehr kräftezehrend sein können, wechselst du dich am besten ab. Befolge dabei die Anweisungen der aktuellen Erste Hilfe Vorgaben des Deutschen Roten Kreuzes. Kein Angst, habe Vertrauen in dein Können!
11. Was tun, wenn ich abseits der Piste ohne Telefon unterwegs bin?
Zunächst einmal empfiehlt es sich niemals allein abseits der präparierten Pisten unterwegs zu sein. Sollte es dennoch zu einer Situation kommen, in der du allein bist und Hilfe benötigst, findet das Alpine Notsignal Anwendung. Dabei solltest du eine Minute lang alle zehn Sekunden ein sichtbares und/oder hörbares Zeichen abgeben, gefolgt von einer 1-minütigen Pause, bevor du den Vorgang wiederholst. Nachdem das Signal von einem Retter aufgefangen wurde, wird dieser ein Signal alle 20 Sekunden erwidern. Höre aber mit den Notzeichen nicht auf, denn nur so kannst du am Ende auch gefunden werden.
12. Wer bezahlt die Bergung bei einem Skiunfall?
Die Kosten für einen Skiunfall sind von der Verletzung und dem Unfallort abhängig. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen bei einem Skiunfall im Ausland lediglich die Behandlungskosten nach deutschem Tarif. In der Regel fällt die Kostenerstattung aber deutlich geringer aus, als die eigentlichen Kosten im Ausland. Ski- und Tourismusverbände empfehlen daher eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, die im Notfall die Kosten für den Rücktransport übernimmt.
Skiunfälle mit mehr Rücksicht beim Skifahren vermeiden
In den meisten Fällen liegt es in der Hand des Skifahrers, schwere Skiunfälle zu vermeiden. Besonders häufig wird das eigene Können überschätzt und die Piste zu schnell, zu ungebremst und zu abenteuerlustig befahren. Der richtige Abstand zum Vorausfahrenden ist wichtig, aber ebenso die richtige Pistenwahl je nach Leistungsniveau. Sollte es zu einem Skiunfall kommen, greifen beim Skirecht die FIS-Verhaltensregeln, denn auch die Skipisten sind kein rechtsfreier Raum. Der wichtigste Grundsatz beim Skifahren lautet dabei: Rücksicht.
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