Vor allem zum Saisonanfang und Ende der Skisaison merken Skifahrer und Snowboarder, dass sie auf künstlich produzierten Schnee angewiesen sind. Ohne Kunstschnee ist die Grundlage in den Skigebieten häufig nicht mehr ausreichend, um zu jeder Zeit optimale Pistenverhältnisse zu garantieren. Während die Wiesen und Wälder noch oder wieder grün sind, schlängelt sich der weiße Teppich im November, Dezember und bis weit nach Ostern die Alpentäler hinab. Der Kunstschnee macht es möglich. Mittlerweile werden über 67 % der Pistenflächen in den Alpen künstlich beschneit. Snowplaza hat den kleinen Helfer aus der Schneekanone einmal näher unter die Lupe genommen.
Die besten Bedingungen für die Schneeproduktion
Schneekanonen oder auch Schneelanzen sind aus den modernen Skigebieten heutzutage nicht mehr wegzudenken. Jeder kennt die Maschinen, die für ausreichend Beschneiung auf den Pisten sorgen. Leider ist das nicht zu jeder Zeit möglich, denn es braucht ganz bestimmte Bedingungen, damit sich Kunstschnee produzieren lässt. Erst einmal muss es kalt genug sein. Temperaturen von minus zwei Grad bis null Grad Celsius, (bei sehr geringer Luftfeuchtigkeit auch darüber) über einen längeren Zeitraum, werden dafür gebraucht. Schließlich soll der Schnee dauerhaft liegen bleiben und nicht direkt wieder schmelzen. Auch die Wassertemperatur, die im Idealfall leicht oberhalb des Gefrierpunkts liegt, spielt eine Rolle. Wenn dann auch noch die Luftfeuchtigkeit gering ist, kann die Kunstschneeherstellung richtig losgehen.
Was genau ist eigentlich im Kunstschnee drin?
Kunstschnee besteht, ebenso wie der Schnee von Mutter Natur, ausschließlich aus gefrorenem Wasser. Künstliche Zusätze oder gar Chemikalien sind in Österreich, Deutschland und Italien verboten. In anderen Alpenländern hingegen, wie Frankreich und der Schweiz, werden abgetötete Bakterien hinzugefügt, sodass auch bei leichten Plusgraden Kunstschnee produziert werden kann. Aufgrund der Folgen für die Umwelt ist dies aber nicht ganz unumstritten.
Die Beschaffenheit macht den Unterschied
In seinen Eigenschaften unterscheidet sich der Kunstschnee ein wenig vom Naturschnee. Durch seine sechseckige Form ist Naturschnee schön weich und locker, während Kunstschnee eher kugelrund aus den Schneemaschinen kommt. Bei der Herstellung von künstlichem Schnee werden feinste Wassertropfen mit hohem Druck aus den Düsen der Schneekanonen geschossen. Bis der Kunstschnee dann auf der Piste landet, hat er nur wenige Sekunden Zeit, um zu gefrieren und zu dem Schnee zu werden, den wir kennen. Naturschnee muss einen wesentlich längeren Weg, bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 4 km/h, zurücklegen, bis er auf der Erde und in den Skigebieten landet. Auf seinem langen Weg durch mehrere eiskalte Luftschichten hat er ausreichend Zeit, um größer und noch fluffiger zu werden - mit Folgen fürs Skifahren.
Welcher Schnee ist besser für den Wintersport?
Bevor es Kunstschnee gab, sind Wintersportler und Wintersportlerinnen ganz hervorragend nur mit Naturschnee auf den Pisten zurechtgekommen, aber die künstliche Alternative hat auch ihre Vorteile. Eines steht auf jeden Fall fest: Auf beiden Schneearten lässt es sich ganz prima Ski fahren und snowboarden. Aufgrund des höheren Wasseranteils im Kunstschnee kommt es, bei starker Sonneneinstrahlung, allerdings häufiger zu Vereisungen auf Pisten mit einer großen Portion des künstlichen Weiß. Infolgedessen bilden sich unbeliebte Eisplatten, auf denen SkifahrerInnen und SnowboarderInnen auch gerne mal die Bretter wegrutschen. Trotz dieses Nebeneffekts hat Kunstschnee auch einen ganz klaren Vorteil gegenüber dem natürlichen Schnee, der vom Himmel fällt. Er schmilzt nämlich viel langsamer und sorgt dadurch für längeres Pistenvergnügen. Durch seine Beschaffenheit ist es außerdem möglich, höhere Geschwindigkeiten beim Abfahren zu erreichen. Das wissen natürlich Ski-Rennfahrer mit ihren harten Carvingski sehr zu schätzen.
Welche Schneeform ist langlebiger?
Powder-Fans lieben Neuschnee und seine pulvrige Beschaffenheit. Diese ist auf die geringe Dichte des Naturschnees zurückzuführen und sorgt leider gleichzeitig dafür, dass er Kälte nicht gut speichert und schneller verdampft. Durch seinen festen Charakter ist Kunstschnee, schon bevor die Pistenraupen überhaupt mit ihrer Arbeit begonnen haben, viel kompakter und kann somit eine Schutzschicht gegen Wärmeeinbrüche bilden. Noch ist es bedauerlicherweise nicht möglich Pulverschnee künstlich zu produzieren. Es gibt noch keine technische Lösung, trotz der kurzen Falldauer des Kunstschnees, die Dichte zu verringern. Echte Tiefschnee-Liebhaber müssen also weiterhin auf Schnee von oben hoffen.
7 spannende Fakten über Kunstschnee
- In Südtirol werden 70-80 % aller Pisten künstlich beschneit
- In Österreich werden mittlerweile bereits 70 % beschneit
- Bayern beschneit rund 25 % seiner Pistenflächen
- In der Anschaffung kostet ein Kilometer beschneite Piste 650.000 €
- Jährliche Betriebskosten für denselben Pistenkilometer liegen bei 35.000 €
- Um die Fläche eines Fußballfeldes 30 cm hoch zu beschneien, benötigt man die Energie von 7.500 Waschmaschinen-Waschgängen
- Bei der Schneeballschlacht-WM in Winterberg ist Kunstschnee nicht zugelassen
Kunstschnee und die Umwelt
Es beginnt bei der benötigten Infrastruktur zum Herstellen von künstlichem Schnee. Dafür angelegte Rohrleitungen und Speicherteiche sind ein Eingriff in die bestehende Landschaft. Die kann zur Erosion führen und zudem die natürliche Belassenheit der Berge beeinflussen. Und ja, die Herstellung von Kunstschnee verbraucht auch recht viel Energie, was natürlich zum Ausstoß von Treibhausgasen führt. Durch den künstlich erzeugten, längeren Winter auf den Bergen, haben sensible Bergpflanzen weniger Zeit zum Wachsen und sind somit bedroht. Die höhere Schneeschicht durch den Kunstschnee schützt jedoch auch. So versucht unter anderem der Glaziologe Felix Keller, mit Kunstschnee die Gletscherschmelze zu stoppen. Wann schneit es in den Alpen wieder?
Fazit: Kunstschnee muss sein
Schneekanonen und Schneelanzen gehören in den Skigebieten der Alpen mittlerweile zum alltäglichen Bild. Die, für die Skigebiete einträglichsten und somit wichtigen Monate, von Ende November bis Mitte Januar, sind aufgrund des Klimawandels heute in vielen Gebieten nicht immer schneesicher. Dies ist in einigen Regionen mehr zu spüren als in anderen. Vor allem in den Mittelgebirgen oder in tiefer gelegenen Skigebieten ist eine künstliche Beschneiung nicht mehr wegzudenken. Und auch die allseits beliebten Talabfahrten müssen beschneit werden, um Abfahrten bis ins Tal zu ermöglichen. Dank des Kunstschnees können SkifahrerInnen und SnowboarderInnen ihren Winterurlaub auch schon im Sommer buchen. Die moderne Technologie der Beschneiungsanlagen garantiert weiße Pisten und rasante Abfahrten, den ganzen Winter lang.
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