Wer nach Osttirol zum Langlaufen kommt, kann lange laufen, sehr lange. Sogar grenzüberschreitend und auf über 230 Loipenkilometern - oder hoch oben auf knapp 2000 m. Dort bin ich dem „Osttiroler Yeti begegnet“. Als Snowplaza Langlaufreporterin reise ich in fünf Top-Langlaufdestinationen in Tirol und erkunde für euch das jeweilige Langlaufangebot sowie weitere Aktivitäten abseits der Loipe. Wie es mir in Osttirol gefallen hat, lest ihr in meinem nachfolgenden Reisebericht.
Wo liegt eigentlich Osttirol?
Ich gebe zu, ich musste erst einmal nachsehen, wo Osttirol genau liegt. Geographisch getrennt vom Rest Tirols, ist es von Norden kommend über die Felbertauernstraße und von Westen über den Brenner und Italien gut erreichbar. Der Ort Kartitsch ist dabei für einen Urlaub mit Langlaufski ein toller Ausgangspunkt. Hier kann man direkt in die Grenzlandloipe einsteigen und in ein Winterwonderland eintauchen. James Bond war zwar nicht zum Langlaufen hier, doch einige Szenen des Filmes Spectre wurden in der Region gedreht. Meist liegt bereits früh Schnee, sodass eine Schneesicherheit garantiert werden kann. Osttirol ist eine sehr vielfältige Region mit vielen Tälern, wobei jedes seine Eigenheiten hat. Und gerade die Abgelegenheit, die herbe Mentalität und Ursprünglichkeit gibt Osttirol seinen Charakter und Charme.
Mit dem Skidoo zur Dorfberger Höhenloipe
Am Morgen nach meiner Ankunft geht es auf die Höhenloipe am Dorfberg. Ich habe mich vorab informiert, was mich erwartet. Die Fakten eben: Sie befindet sich auf knapp 2000 m Höhe und darf sich Panoramaloipe nennen. Was ich nicht wusste: man erreicht die Loipe nur mit einem Skidoo als Shuttle! Die Langlaufski hinten aufgespannt geht es also erst einmal in einer rasanten, zehnminütigen Fahrt zum Start der Loipe. Dieser befindet sich am oberen Lifthäuschen des Dorfberger Skilifts (welcher, am Rande erwähnt, der längste Schlepplift Österreichs ist!). Der Skidoofahrer hinterlässt noch seine Nummer für die Anforderung des Rücktransports und fährt wieder ins Tal. Ich bin nicht ganz alleine, sondern habe als Guide den erfahrenen Langlauflehrer Virgil dabei. Mich überrascht, dass es hier sogar einen Container mit Wärmeraum und eine Toilette gibt.
Langlaufen auf der Panorama-Höhenloipe
Wir schnallen uns die Langlaufski an und dann geht es los. Erst geht es ein Stück durch den Wald bis wir auf die erste Lichtung kommen. Die Sonne scheint, am Himmel kein einziges Wölkchen. Unberührt glitzert der Schnee links und rechts neben der Loipe. Einfach nur herrlich. Die Runde geht immer so weiter: Mal ein Stück im Wald, dann wieder wunderbar offen mit Blick auf die umliegenden Berggipfel und stetig bergauf. An meinem schnellen Herzklopfen merke ich, dass wir uns auf 2000 m Höhe befinden. Am höchsten und entferntesten Punkt der Höhenloipe wird der Dorfberg sichtbar. Zum Gipfel könnte man mit Tourenski oder zu Fuß. Wir entscheiden uns nach einer kleinen Pause umzukehren und freuen uns auf die Abfahrt zurück. Doch nehmen wir dabei nicht den direkten Weg, sondern bauen noch die ein oder andere kurze Schleife ein, die es auf der Loipe gibt.
Einkehr beim Osttiroler Yeti
Zurück am Startpunkt ist die Anstrengung vom Bergauffahren schon fast wieder vergessen. Damit wir nicht auskühlen, setzen wir uns ins beheizte Lifthäuschen. Und da ist er! Der Osttiroler Yeti. So wird der bärtige, vom Leben geprägte Liftmann genannt. Der Spitzname passt eindeutig. Bis wir wieder mit dem Skidoo abgeholt werden, trinken wir noch einen gemeinsamen Loipenschnaps. Prost!
Langlaufparadies Osttirol
Die Zeit in Osttirol vergeht so schnell, dass ich unbedingt nochmal zum Langlaufen kommen will. Dann möchte ich unbedingt auf die Grenzlandloipe, die etwas 60 km lang ist und auf der man mit Langlaufski sogar bis ins Tiroler Gailtal oder nach Kärnten fahren kann. Außerdem ist man mit der Gästekarte in gesamt Osttirol kostenlos mit dem öffentlichen Bus unterwegs, was zu einer günstigen Loipensafari einlädt. Lediglich für das Loipenticket zahlt man acht Euro pro Tag. Wem das immer noch nicht reicht, der lässt sich folgende Zahlen und Fakten auf der Zunge ergehen: Osttirol gehört mit seinem Loipennetz zum Dolomiti Nordic SkiGebiet, dem größten Langlaufgebiet Europas, welches ganze 1300 Loipenkilometer – von Alta Badia bis Prägraten am Großvenediger – umfasst. Ich muss wohl noch mehrmals hierher kommen...
Tipps für Osttirol
- In Kartitsch, im ersten Winterwanderdorf mit neun zertifizierten Wanderwegen, kann man auch ohne Langlaufski draußen aktiv sein (einfach zu finden durch die pinke Beschilderung).
- Wer schleicht so spät durch Nacht und Wind? In Obertilliach kann man einen der letzten Nachtwächter Österreichs auf seiner Runde durch den Ort begleiten.
- Wer einmal keine Lust auf sportliche Aktivität hat, dem sei die Lienzer Altstadt empfohlen, welche nur ca. 30 Autominuten entfernt ist. Lässig zum Shoppen oder Flanieren - es lohnt sich auf jeden Fall.
- Der Winter im Nationalpark Hohe Tauern im Norden Osttirols hat viele faszinierende Facetten. Die einfachste Art die unverspurte Wildnis des Nationalparks zu erkunden bietet eine Tour mit einem der Nationalpark-Rangern.
- Das Hotel Waldruhe ist ein toller Ausgangspunkt für viele Aktivitäten in der Region und verbindet Tradition mit lässigem alpinen Lifestyle.