So sexistisch ist Après-Ski wirklich
Party geht immer heißt es üblicherweise im Skiurlaub. Da werden die Hütten und Schirmbars gestürmt, kaum dass die Skipisten geschlossen sind und der Nachmittag hereinbricht und dann wird gefeiert, was das Zeug hält. Getanzt wird zu Klassikern wie ‚Schifooan‘ oder ‚Reisst die Hütte ab‘ aber auch zu vom Ballermann ausgeliehenen Songs wie ‚Joana, du geile Sau‘ oder ‚Sie hatte nur noch Schuhe an‘. Wer hier eine leicht fragwürdige Tendenz in den Titeln erkannt, hat es begriffen, denn in dem folgenden Text stelle ich mich der Frage: Wie sexistisch ist Après-Ski wirklich?
Shitstorm nach frivolen Après-Ski-Mottos
Im Jahr 2013 fand die Ski-WM in
Schladming-Dachstein
statt und im Rahmen der Veranstaltung sorgten Party-Slogan, die die feierwütige Menge animieren sollten, für einen heftigen Shitstorm. Diese lauteten unter anderem ‚Scharfe Kanten, heiße Tanten" oder ‚Huschi Wuschi mit der Uschi‘. Weitere kreative Ergüsse waren zudem ‚Schnecken Tschecken‘, ‚Super Schnitten lassen bitten‘ und ‚Zeig der Zilli deinen Willi‘. Anschließend gab es übrigens eine offizielle Entschuldigung. Man habe nicht polarisieren wollen. Nun, da muss man dem Urheber allerdings schon zugutehalten, bei solchen Formulierungen sind derart heftige Proteste tatsächlich nicht abzusehen gewesen.
Tänzerinnen und Kellnerinnen beim Après-Ski
Kurze Dirndl und auf der Theke tanzen, um die Stimmung anzuheizen. In vielen Après-Ski-Bars ist das Standard und tatsächlich ist dagegen auch nichts einzuwenden, schließlich haben die Frauen jedes Recht der Welt, mit ihrem Körper das zu tun, was sie möchten. Allerdings stellt sich mir doch trotzdem die Frage, warum kein gutaussehender Mann oberkörperfrei auf der Theke tanzt? Wenn schon was zum Gucken, dann doch bitte für alle, oder nicht? Und auch wenn jemand mal anzüglich oder zudringlich wird, ist die oberste Devise nach wie vor: Contenance bewahren. Der Gast soll sich wohl fühlen und Geld ausgeben.
Bild Zeitung im Selbstversuch
Die Bild Zeitung hat dazu übrigens einen Selbstversuch gestartet und eine Bild-am-Sonntag-Reporterin eine Nacht lang im ‚Mooserwirt‘ im Tiroler St. Anton arbeiten lassen. Zusätzlich zur betrunkenen Meute, klebrigem Boden und Schweißgeruch gab es dann noch Sätze wie „Bist du neu hier? So was Süßes habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen!“ oder „und zum Abschied noch ein Kuss, Püppi.“ Vor Handgreiflichkeiten kann sie übrigens nur der zugehörige Fotograf bewahren. Im Artikel erklärt Werner Flunger, einer der Geschäftsführer: „Normalerweise bleiben die Mädchen bei uns hinter der Bar. Raus in die Masse lassen wir nur die Jungs.“ Man fragt sich, warum.
Die Texte der Après-Ski-Hits
Sicher gibt es zahlreiche Beispiele von fragwürdigen Liedern, die beim Après-Ski rauf und runter gespielt werden, allerdings möchte ich gerne doch die allgemeine Aufmerksamkeit auf das folgende musikalische Meisterwerk lenken. Tatsächlich gehört es vielleicht nicht zu den typischen Hütten-Playlists, ist aber doch ein wunderschönes Beispiel für wahre Texterkunst. Schließlich wird Frauen dann hier erst einmal deutlich gemacht, welche Funktion (lies: Dekoration und Animation) ihnen beim
Après-Ski
zukommt und mit der Bezeichnung ‚scharfe Häschen‘ sind sicher auch keine Nagetiere gemeint.
Skilehrerversteigerung für Frauen
Sex sells – egal wann und wo. Davon können sich sicher auch Frauen nicht freisprechen und genau da setzte das Skigebiet Nauders am Drei-Länder-Dreieck Österreich, Italien und Schweiz an, indem sie zur Lady’s Week einluden. Zum Programm gehörten unter anderem Mode- und Beautygala, Menstrip und Skilehrerversteigerung. Der örtliche Pfarrer des 1.200 Seelen-Dorfs nutzte übrigens die letzte Predigt vor Programmstart zur Mahnung und rief zum Boykott des ‚unmoralischen Angebots‘ auf. Offenbar hat sich das Konzept aber ohnehin nicht durchgesetzt und verschwand nach 2004 und 2005 wieder in der Versenkung.