Im Norden Italiens, in der Region Piemont am Fuße des Monte Rosa-Massivs liegt das verschlafene Alagna mit nicht einmal 500 Einwohnern. Im Winter gilt der Skiort als Geheimtipp, da er neben seiner direkten Anbindung an die Skigebiete von Gressoney La Trinité und Champoluc, auch mit einigen der längsten und landschaftlich eindrucksvollsten Tiefschneeabfahrten der Alpen lockt. Eine der bekanntesten Tiefschneeabfahrten Alagnas ist die „Balma“ mit circa 2.000 Höhenmetern, die in Begleitung eines Bergführers auch von Freeride-Einsteigern gefahren werden kann – gute bis sehr gute Skitechnik vorausgesetzt.
Die Balma bietet weite Skihänge, eine Geistersiedlung und alte Ruinen
Die Balma ist mit rund zehn Kilometern Länge und 2.050 Höhenmetern eine lange, aber relativ leichte Tiefschneeabfahrt im Skigebiet
Monte Rosa
bei
Alagna Valsesia. Ausgangspunkt für die Abfahrt ist die Punta Indren (3.260 m). Diese erreicht man bequem von der Bergstation der Indren-Gondel (3.275 m), indem man in östlicher Richtung bis zur Ruine einer alten Gondelbahn quert. Wer die Balma bis ins Tal abfährt, wird mit einer landschaftlich eindrucksvollen Abfahrt belohnt. Man passiert nicht nur die Ruinen von alten Seilbahnen, sondern auch verfallene Hirtenhäuser aus dem 18. Jahrhundert und die verlassenen Häuser der Geistersiedlung Bors. Besonders lohnenswert sind jedoch die oberen, weiten Hänge der Balma. Unten im Tal in Wold (1.278 m) fährt ein Shuttlebus zurück nach Alagna.
Atemberaubende Aussicht über die Berge bis zum Mittelmeer
Schon allein die Auffahrt mit der Indren-Gondel lohnt sich. Von ihrer Bergstation auf 3.275 Metern Höhe aus blickt man bei gutem Wetter auf unendliche Bergketten, aus denen im Westen markant das Massiv des Mont Blanc (4.810 m) und im Süden der Monte Viso (3.841 m) hervorragen. Weiter östlich sieht man bis in die Po-Ebene hinein auf Mailand und kann sogar weit im Süden das Blau des Mittelmeeres erahnen.
Voraussetzungen für die Abfahrt der Balma
Zwar gilt die Balma als eine der leichteren Tiefschneeabfahrten in Monterosa, dennoch sollte sie nur in Begleitung eines Bergführers befahren werden. Für die Auffahrt mit der Indren-Gondel ist ein spezieller Skipass für einen Aufpreis von zwei Euro am Tag notwendig. Aus Sicherheitsgründen sollten die nicht präparierten, ungesicherten Abfahrten nur mit Lawinenausrüstung, bestehend aus Schaufel, Sonde und LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) gefahren werden. Wer keine eigene Ausrüstung besitzt, kann diese in der Regel bei seinem Bergführer oder bei einem Skiverleih im Tal ausleihen. Ein früher Start ist für diese Abfahrt unverzichtbar, dafür können Sie sich anschließend mit einem Mittagessen im Rifugio Pastore belohnen.
Blick von der Indren Bergstation nach Süden © Anja Woertge
Die Balma ist eine geschichtsträchtige Abfahrt
Früher war die Balma eine reguläre Piste. Doch durch die Stillegung alter Liftanlagen, war sie einige Zeit nur noch für Skitourengeher erreichbar. Die bis 1965 unter der Leitung des Ingenieurs Giorgio Rolandi erbauten Seilbahnen führten seinerzeit von Alagna in drei Sektionen auf die 3.250 Meter hohe Punta Indren und galten als architektonische Meisterleistung. Doch durch fehlenden Instandhaltung und Lawinenabgänge wurden die Lifte teilweise zerstört oder mussten stillgelegt werden. 2010 wurde der Bau der neuen Indren-Gondel abgeschlossen, wodurch die Balma wieder bequem mit dem Lift erreicht werden kann. Sie ist jedoch eine unpräparierte Tiefschneeabfahrt geblieben.
Auf den Spuren der Vergangenheit
Man passiert nicht nur die Ruinen der alten Seilbahnen, sondern auch verfallene Hirtenhäuser aus dem 16 bis 18. Jahrhundert, stillgelegte Mienen und Geistersiedlung von Bors. Seit dem 13. Jahrhundert besiedelten die Walser die schwer zu bewirtschaftende Gegend und prägten vor allem mit ihrem Baustil die Landschaft des Tales. Im Winter liegen die alten Häuser von Bors verlassen da, doch das oberste Haus der Siedlung gehört seit 2000 dem italienischen Alpenverein. Es wurde aufwendig renoviert und beherbert seither von Juli bis September das Rifugio Crespi Calderini mit vier Betten und einem Gastraum mit Bar für Wanderer.
Blick Richtung Bochetta delle Pisse © Anja Woertge
Fazit zur Balma im Skigebiet Mont Rosa
Die Balma bietet ein unglaubliches, landschaftliches Erlebnisreichtum. Ihre weiten, sanften Hänge sind ideal, um in Begleitung eines Bergführers erste Erfahrungen im Gelände zu sammeln. Aber auch für fortgeschrittene
Freerider
ist die Balma absolut lohnenswert. Bei der Bewertung des Schwierigkeitsgrads der Abfahrt spielen die Schneebedingungen eine entscheidende Rolle. Auch darf die Lawinengefahr in keinem Fall unterschätzt werden. Ansonsten ist die Balma eine schöne, vormittagfüllende Genussabfahrt, die Ihnen lange im Gedächtnis bleiben wird.
Fakten & Daten zur La Balma |
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Bergstation: Indren | Länge: 10 km |
Höchster Punkt: 3.275 m | Höhenunterschied: 2.050 m |
Neigung: < 35° | Schwierigkeitsgrad: mittelschwer |
Tipp: Mittagessen im Refugio Pastore | Präparierung: keine |
Skigebiet: Monte Rosa | Bewertung: 4,5 Sterne |
Anjas Tipp: Mittagessen im Rifugio Pastore © Anja Woertge
Praktische Infos zum Skigebiet Alagna
Neben seinen Tiefschneeabfahrten, die dem Skigebiet den Namen „Freeride Paradise“ eingebracht haben, bietet Alagna fünf Skilifte und sieben Pisten mit insgesamt 13,4 Pistenkilometern. Durch die Anbindung an Gressoney La Trinité und Champoluc summiert sich die Zahl jedoch auf rund 100 Kilometer Piste, die direkt von Alagna aus befahren werden können. Insgesamt umfasst das Skigebiet Monte Rosa knapp 180 Pistenkilometer. Die Liftanlagen reichen vom tiefsten Punkt in Alagna auf 1.212 Metern bis 3.275 Meter an der Bergstation der Indren-Gondel hinauf.